Oranienbaum (md). Im September hat die Restaurierung der bemalten Leinwandbespannungen im südlichen chinesischen Saal im Obergeschoss von Schloss Oranienbaum begonnen. An den etwa 250 Jahre alten Oberflächen werden erstmals Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt – eine Besonderheit, denn die beeindruckenden Wandbespannungen sind noch im Originalzustand erhalten. Die Arbeiten werden sich bis zum Jahresende 2024 erstrecken. Ab Saisonbeginn 2025 können Besucherinnen und Besucher die Ergebnisse bewundern.
Fürst Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) ließ 1766/67 anlässlich seiner Hochzeit mit der brandenburgischen Prinzessin Louise von Brandenburg-Schwedt (1750–1811) den Festsaal sowie die angrenzenden Räume vom Hofmaler Johann Gottfried Buch mit bemalten Wandbespannungen ausstatten. Diese Bespannungen haben sich in ihrem ursprünglichen Zustand an ihrem Standort erhalten.
Die Leinwandbespannungen sind an drei Wänden montiert. Sie zeigen auf großformatigen Bildfeldern chinesisch anmutende Motive auf hellem Grund, darunter beeindruckende Landschaften und figürliche Darstellungen, die von Rahmen aus ornamentalem Gitterwerk umgeben sind. In den fünf als Supraporten gestalteten Bildfeldern sind stehende Figuren in traditioneller Kleidung abgebildet, die auf zeitgenössische Vorlagen von William Chambers zurückgreifen. Acht weitere großformatige Felder präsentieren florale Motive und naturgetreu dargestellte exotische Vögel.
Die Restaurierung wurde notwendig, da die bemalten Wandbespannungen in einem schlechten Erhaltungszustand sind. Der textile Bildträger sowie die darauf liegende Malschicht haben durch klimatische Schwankungen und lokal auftretende Schäden stark gelitten. Im südlichen chinesischen Saal lag zusätzlich Schimmelbefall vor, weshalb hier mit den Arbeiten begonnen wurde.
Für die Restaurierung werden die Bespannungen nicht ausgebaut, sondern bleiben an ihrem Platz. Hier werden Schäden am Trägergewebe behoben, entfestigte Malschichten stabilisiert und Fehlstellen retuschiert. Zuvor wurden die Wandoberflächen im südlichen chinesischen Saal konservatorisch gereinigt, um den akuten mikrobiellen Befall zu minimieren. Eine Rückgewinnung verblichener Farben ist nicht vorgesehen, da die Authentizität und Originalität der Bespannungen bewahrt bleiben sollen.
Chinesische Einflüsse im Gartenreich Dessau-Wörlitz
Unter Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau entstanden ab den 1770er Jahren neben zwei eleganten Gesellschaftsräumen im Wörlitzer Schloss auch chinesisch inspirierte Zimmer in Schloss Oranienbaum. Ab 1795 verlieh der Fürst mit der Anlage des englisch-chinesischen Gartens in Oranienbaum seiner China-Begeisterung ein weiteres Mal Ausdruck. Die Vorliebe des Landesherrn für chinesische Designelemente war durch Publikationen des englischen Architekten Sir William Chambers (1723–1796) entfacht worden, der China (Kanton) selbst bereist, dort vor Originalen skizziert und seine Zeichnungen später veröffentlicht hatte. Foto: ©KsDW/Peter Pafinger

