Coswig (md). Am 14. November 2024 treffen sich Bürger der Stadt Coswig (Anhalt) und ihre Gäste um 10 Uhr an der Trauerhalle Coswig in der Wittenberger Straße 71 a. Gemeinsam mit ihren Gästen Sepp Müller, Bundestagsabgeordneter (CDU), Holger Hövelmann, Landtagsabgeordneter (SPD), Frau Dr. Heide Richter-Airijoki, Landtagsabgeordnete (SPD) und dem stellvertretenden Landrat Dr. Jörg Hartmann (CDU) gedenken sie eines besonders schrecklichen Ereignisses: Vor 80 Jahren, am 14. November 1944, starben in Coswig nach einer gewaltigen Explosion auf dem Gelände der Rüstungsfabrik „Westfälisch Anhaltinische Sprengstoff-Actien-Gesellschaft“ (WASAG) 94 Menschen, weitere 80 Personen wurden schwer verletzt.
Unmengen Tonnen Sprengstoff wurden damals von der WASAG an alle Fronten des Zweiten Weltkrieges geliefert. Sie brachten tausenden Menschen Tod und Verderben. Und dann kehrte kurz vor Kriegsende der Tod zurück in die Coswiger Sprengstofffabrik der WASAG. Die Luftangriffe der Alliierten hatten Ende 1944 die Transportwege zerstört. So war der Abtransport der fertig gestellten Munition kaum noch möglich. Auf dem Betriebsgelände stauten sich die hochexplosiven Lagerbestände.
Die eigentliche Ursache der Explosion konnte nicht ermittelt werden. Die Wirkung der Katastrophe auf einem Werksgelände, auf dem die 111 Gebäude dicht an dicht standen, war verheerend und verursachte große Schäden auf dem Betriebsgelände. Auch an vielen Coswiger Wohnhäusern zerbarsten die Fensterscheiben. 94 namentlich bekannte Menschen ließen dabei ihr Leben – von den Nationalsozialisten säuberlich getrennt nach 73 deutschen „Gefolgschaftsmitgliedern“, zwei Franzosen, drei Holländern, einem Italiener und 15 Frauen aus der damaligen Sowjetunion, die als Zwangsarbeiter hierher verschleppt worden waren.
Die ausländischen Opfer wurden am Ostrand des Coswiger Friedhofes verscharrt. Für die Deutschen gab es an zentraler Stelle des Friedhofes ein Massengrab, einige wurden auch in Familiengräbern zur letzten Ruhe gelegt. Zur damaligen Trauerfeier reiste Nazi-Prominenz an und die Beschäftigten der Coswiger Betriebe mussten daran teilnehmen. Doch das Kriegsende war absehbar, auch wenn noch nicht darüber gesprochen werden durfte. Die zerstörten Anlagen konnten nicht wieder aufgebaut werden. Die Menschen in Coswig werden dieses Unglück und die Kriegsfolgen nicht vergessen. Unter den Gästen der Gedenkveranstaltung sind auch zwei Zeitzeuginnen.
Bild: Coswigs Bürgermeister André Saage wird zur Gedenkveranstaltung an das WASAG-Unglück vor 80 Jahren die Gäste begrüßen. Foto: W. Gorsboth

