Wittenberg (wg). Fritz-Peter Schade, vielen bekannt als ehemaliger Geschäftsführer der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft, hatte auch schon ein Leben vor Wittenberg. Darüber liest er am Mittwoch, dem 26. April 2023, um 18.00 Uhr im Haus der AlltagsGeschichte in Wittenberg aus seinem autobiographischen Buch „Von Überfliegern und Untertassen. Kurzgeschichte aus meinem Leben“. Dass diese mit viel Humor aufgeschrieben wurden, kann sich jeder vorstellen, der Fritz-Peter Schade kennt. Der Eintritt ist frei. Eine weitere Lesung ist am 15. Mai im Nachbarschaftsreff Wittenberg-West geplant.
„Ich habe bereits vor vielen Jahren angefangen, Geschichten zu schreiben und habe diese jetzt zu einem Buch zusammengefasst“, berichtet Schade, der in diesem Monat seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Unterstützt wurde er dabei von Ko-Autorin und Lektorin Cornelia Schade, viele Jahre Lehrerin für Deutsch, Geschichte, Kunst und Psychologie am Luther-Melanchthon-Gymnasium. Die Namensgleichheit ist rein zufällig, beide sind nicht miteinander verwandt oder verschwägert. Cornelia Schade lebt heute in Leverkusen, wo sie sich um die Enkel kümmert. „Sie hat mich vom Berichterstatter zum Erzähler gebracht“, sagt Fritz-Peter Schade. Zwei Jahre habe man am Buchprojekt gearbeitet, dabei rund 100 Seiten kürzen müssen.
Der Titel des Buches „Von Überfliegern und Untertassen“ bezieht sich auf zwei Leidenschaften des Autors: das Fliegen und das Kochen. Mit letzterem hat es eine ganz pragmatische Bewandtnis: „Beim Kochen sollte man nie mit dem Löffel, sondern immer aus der Untertasse probieren, sonst verbrennt man sich den Mund“, so Schade. Mit 17,5 Jahren ging er zur Armee, wurde zum „leidenschaftlichen Jagdflieger der Nationalen Volksarmee“, wie er selbst von sich sagt. Als Flieger der Leistungsklasse I flog er die MIG in allen Varianten und arbeitete auch als Fluglehrer. Er gehörte zum Freundeskreis von Sigmund Jähn, dem ersten Deutschen im Weltall.
Als er aufgrund einer Erkrankung nicht mehr fliegen konnte, studierte er von 1978 bis 1985 an der Humboldt-Universität in Berlin Rechtswissenschaften mit dem Abschluss Diplom-Jurist. Seit 1985 war er Direktor der volkseigenen Wohnungen der NVA in Strausberg, dort wollte er nach der Wende den Wohnungsbestand in eine GmbH umwandeln, doch dies scheitere am Bundesfinanzministerium, welches die Wohnungen direkt übernommen hatte. „Ich habe mich dann in Wittenberg beworben und wurde 1991 Geschäftsführer der neu gegründeten Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft“, berichtet Schade. Bis 2009 übte er diese Position aus und wurde zum erfolgreichen Wohnungswirtschaftler sowie leidenschaftlichen Wittenberger.
Das Buch umfasst 46 Kapitel plus Prolog und Epilog, unterhaltsame Kurzgeschichten und Anekdoten, die chronologisch angeordnet sind, gleichwohl mit Mut zur Lücke. Geboren mitten im Krieg, am 16. April 1943, aufgewachsen im „Himmelbett“, einer Gasse in Weißenfels und auf dem „Kugelberg“, nicht weit vom Haus der Jungen Pioniere entfernt, erinnert er sich an seine behütete Kindheit mit den Eltern und Großeltern, an seine Jugend mit Lehrausbildung in den Leuna-Werken und der Segelflugschule sowie an seine Laufbahn vom Offiziershochschüler zum Jagdflieger der NVA. An seiner Seite seit 1963 immer seine Frau Ute, der ruhende Pol in der Familie auch in stürmischen Zeiten.
Als Direktor der VE Wohnungsverwaltung des Ministeriums für Nationale Verteidigung erlebte Schade in Strausberg die Abwicklung der NVA mit, und u.a. auch später den Verkauf der MIG-29 zu einem symbolischen Preis von zwei DM das Stück an Polen, das diese heute an die Ukraine liefert. Diese und viele andere Details der raschen Auflösung der NVA 1990 und des Umgangs mit den Soldaten, die sich im vereinten Deutschland weder gebraucht noch anerkannt sahen, vermitteln die Erinnerungen des Autors. Zeitzeuge und Akteur zugleich schreibt er auch über die Zeit nach der „Wende“, die ihn nach Wittenberg führte.
Hinweis
Das 485 Seiten starke Buch, ein Privatdruck, ist zum Preis von 18 Euro nur bei den Lesungen des Autors erhältlich. „So lerne ich jeden meiner Leser persönlich kennen“, schmunzelt Schade.
Bild: Autor Fritz-Peter Schade und Ko-Autorin und Lektorin Cornelia Schade. Foto: Wolfgang Gorsboth

