Mittwoch, 15.10.2025

Der Kaffeeklatsch im Ideenreich war dieses Mal ganz besonders. Eingeladen war Uwe Haase, besser bekannt als Blues-Rudy. Er kam nicht nur zum Gespräch, er hatte auch seine Gitarre dabei und gab den Mitarbeitern und Beschäftigten ein kleines Werkstattkonzert. Ein großes Dankeschön noch einmal dafür. Als Kuchen gab es dieses Mal Windbeutel, wieder gebacken von Beschäftigten aus dem Berufsbildungsbereich des Augustinuswerks.

Cordula Specht: Erste Frage wie immer, warum sollten es Windbeutel sein?

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Uwe Haase: Sollten es gar nicht (lacht). Ich wollte eigentlich Quarkkuchen, weil es den an dieser Stelle aber schon so oft gab, sollte ich mir was anderes aussuchen. Ich wurde dann mit Windbeuteln überrascht. Ich kann nur sagen, sehr lecker.

Cordula Specht: Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Uwe Haase: Ich konnte schon als kleiner Steppke Hände und Füße nicht stillhalten, habe immer getrommelt, auf und unter dem Tisch, auf Muttis Töpfen, auf Vaters Trommel. Mit 14 Jahren wurde ich vom Bürgermeister verdonnert, als Trommler beim Auftritt der Bülziger Lochsteincombo am 1. Mai auszuhelfen. Wenn man so will, mein erster Auftritt und dazu noch ein sehr spezieller.

Cordula Specht: Damit war der Schlagzeuger Uwe Haase geboren?

Uwe Haase: Nein. Von meiner Oma bekam ich Mitte der 80iger Jahre eine Gitarre mit einer Saite geschenkt. Darauf habe ich spielen gelernt. Mein erster Titel, den ich konnte, war Smoke on the Water. Meine beiden Brüder griffen auch in die Saiten und wir haben uns dann Gitarren mit sechs Saiten selbst gebaut, haben Verstärker zusammengeschraubt und eine alte E-Gitarre wieder aufpoliert. So ausgestattet haben wir mit unserer Hausmusik kräftig die Nachbarn geärgert. Sweet und Slade, das war damals unsere Musik.

Cordula Specht: Wie ging es dann weiter?

Uwe Haase: Mit der Wende sahen wir unsere große Chance gekommen und wollten Stars werden (lacht). Unseren ersten Auftritt vor Publikum hatten wir 1992 in Mike Hüttenrauchs Pub in der Collegienstraße. Wir haben einfach das gemacht, was wir in der Garage geprobt hatten. Das kam super an und verstärkt um einen Bassgitarristen und den Schlagzeuger Dirk Sültemeyer traten wir dann dreimal im Monat im Pub auf. Bald waren wir als Southern Blues Band jedes Wochenende unterwegs. Canned Heat, unser großes Vorbild, hat unsere Musik ab dann geprägt.

Cordula Specht: Haben Sie die Musik dann zum Beruf gemacht?

Uwe Haase: Ich habe ursprünglich Fliesenleger, ein Leben auf Knien (lacht) gelernt. 1996 habe ich mich mit der Musik selbstständig gemacht. So richtig mit Lehrgang in Kropstädt. Die Leute vom Amt wussten erst gar nicht was mit einem selbstständigen Musiker anzufangen, dachten, ich will CDs verkaufen oder einen Chor gründen. Bis 1999 waren wir dann als Southern Blues Band unterwegs, mal vor drei Leuten, mal vor 500. Wir haben gespielt, egal wo, Hauptsache wir hatten Spaß. Irgendwann gab es unterschiedliche Vorstellungen, wie es weitergehen soll. Unser letzter gemeinsamer Auftritt war 1999 im Gesundbrunnen in Reinsdorf.

Cordula Specht: Haben Sie dann als Blues-Rudy allein weitergemacht?

Uwe Haase: Erst einmal musste ein Name gefunden werden für das „Häschen“. Den hat das Publikum im Pub festgelegt. Mein Vater hieß Rudy und das war mein Spitzname, damit war es nicht mehr weit zu Blues-Rudy. Gemeinsam mit Steffen Neumann bin ich dann durchgestartet und wir haben gespielt und gespielt und wurden immer besser. Wir haben viele tolle Musiker kennengelernt und auch nach Wittenberg geholt. Igor Flach zum Beispiel oder Henry Heggen aus Florida. Henry, ein begnadeter Blues-Harp-Spieler, ist noch heute an meiner Seite und lebt inzwischen sogar in Wittenberg.

Cordula Specht: Was war bisher ihre beeindruckendste Session?

Uwe Haase: Ganz klar im Mai 2000, als wir Canned Heat nach Reinsdorf in den Gesundbrunnen geholt haben. Einen Tag vorher haben die noch in Köln vor 18.000 Menschen gespielt und dann kamen die Jungs mit einem riesigen Bus ins beschauliche Reinsdorf. Beschaulich war dann da gar nichts mehr, offiziell passten in den Saal 312 Leute, drin waren 680. Die eigentlich große Bühne war mit Technik bis an den Rand besetzt. Mit unseren großen Vorbildern auf einer Bühne, das war schon einmalig.

Cordula Specht: Vor knapp zehn Jahren wurde es etwas ruhiger um Sie, darf ich fragen warum?

Uwe Haase: Die Gesundheit hat mich rausgenommen. Ich war schwer erkrankt, konnte keine Gitarre mehr spielen, konnte nicht mehr singen. Das war aber mein Leben, also musste ich alles von Null an lernen. Bereits in der Reha habe ich die Klampfe wieder in die Hand genommen, inzwischen ist alles wieder gut. Ich habe aber gelernt nicht zu überdrehen, die Ruhe zu bewahren und alles etwas strukturierter anzugehen. Inzwischen spielen wir nur noch rund vier Konzerte im Monat.

Cordula Specht: Wo kann man Sie demnächst in der Region erleben?

Uwe Haase: Am 19. Juli im Simonetti-Haus in Coswig, am 3. August auf dem Cranachhof mit Henry Heggen und Kat Baloun, organisiert von Dalichow Events. Wir waren aber gerade wieder einmal in der Gassmühle Rotta zu Gast und zuvor beim Blue Wave Festival in Göhren auf der Insel Rügen. Die Anfänge dazu haben Henry Heggen und ich vor 19 Jahren gelegt, inzwischen kommen 200 Musiker und Laien eine Woche dort zusammen und lernen voneinander in Workshops, um am Abend in wilden Sessions aufzutreten. Eine einmalige Atmosphäre.

Cordula Specht: Was wünschen Sie sich?

Uwe Haase: Ich möchte gesund bleiben, noch lange Musik machen, wünsche mir, dass die Menschen wieder nahbarer werden, weniger das Gegeneinander, sondern mehr das Miteinander pflegen.

Cordula Specht: Und wer wird Europameister im Fußball?

Uwe Haase: Boßdorf (lacht). Nein im Ernst, ich glaube Frankreich.

Von Redaktion