Wörlitz (md/wg). Nach der Sanierung mehrerer Grabsteine durch die Dessauer Steinmetzwerkstätten soll die Gedenkstätte am früheren Wörlitzer Jüdischen Friedhof am 24. Mai wieder öffnen. Die Grabsteine wurden vom Bewuchs befreit und deren Oberflächen so behandelt, dass Verwitterung vorgebeugt wird, teilt die Evangelische Landeskirche Anhalts mit. Bei den meisten der etwa 250 Jahre alten Grabsteinrelikten sind die hebräischen Inschriften und Symbole noch zu erkennen.
Die Gedenkstätte erinnert an den ehemaligen Jüdischen Friedhof der Stadt. Er war 1938 geschändet und größtenteils zerstört worden. Später wurden Teile der Grabsteine gefunden und ausgegraben – sie hatten teilweise als Baumaterial auf einem Bauernhof in der Förstergasse gedient. Seit ihrer Auffindung im Jahre 1987 verwahrte die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz die rund 300 Bruchstücke, die in mühevoller Arbeit wieder zusammengefügt wurden.
Durch Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg konnten die Texte der Inschriften übersetzt werden. 2008 hatte sich dann eine Projektgruppe mit dem Ziel der Errichtung eines Denkmals zusammengefunden. 34 Grabsteine sind an der Innenseite der neu errichteten Stahlwand aufgereiht; an der Außenseite wurden Tafeln angebracht, die über die ehemalige israelitische Gemeinde und die jetzige Gedenkstätte informieren. Am Zugang zum Denkmal ist die Inschrift „Gedenke, vergiss nie“ angebracht.
Am Sonnabend, dem 24. Mai, beginnt um 11.00 Uhr in der Synagoge der Rundgang „Toleranz mit Franz“ durch die Stadt zu den Orten der Erinnerung, einschließlich des Bauernhofes in der Förstergasse 26. Gegen 12.30 Uhr kommen die Teilnehmer an der sanierten und wieder geöffneten Gedenkstätte im Bergstückenweg an. Alle Teilnehmer bekommen einen Stein, der einem jüdischen Ritus folgend als Zeichen des Gedenkens auf den Grabsteinen niedergelegt wird. Zur Finanzierung der Sanierung der Wörlitzer Grabsteinfragmente benötigt die Ehrenamtsinitiative „Toleranz mit Franz“ noch Spenden, die Bankverbindung lautet: Sparkasse Wittenberg, IBAN: DE84 8055 0101 0000 0599 35.