Samstag, 13.12.2025

Wörlitz (md). Am 22. März 1773, nach gerade einmal vier Jahren Bauzeit, konnte Fürst Franz gemeinsam mit seiner Gemahlin Louise das Fürstlich Anhalt-Dessauische Landhaus in Wörlitz feierlich einweihen und löste damit unter seinen Zeitgenossen einen regelrechten Wörlitz-Hype aus. Der Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff hatte hier ein hochmodernes Bauwerk errichtet, das auf dem Kontinent seinesgleichen suchen konnte.

Prof. Dr. Harald Meller, kommissarischer Direktor und Vorstand der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, freute sich sehr, dass er gestern am 22. März 2023 – auf den Tag genau 250 Jahre nach den Einweihungsfeierlichkeiten – zahlreiche Gäste zu einem Festakt im historischen Festsaal des Schlosses begrüßen durfte.

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Zu Beginn trug der Schauspieler Roman Weltzien einen „Bericht aus der Magdeburgischen Zeitung vom 3. April 1773 über die Feierlichkeiten zur Einweihung des Schlosses Wörlitz“ vor. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung mit der Sinfonia aus der Festkantate, die der Hofkapellmeister Friedrich Wilhelm Rust eigens dafür komponierte. Grußworte im Namen der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien überbrachten Ingo Mix, Abteilungsleiter Kunst- und Kulturförderung, und seitens der Landesregierung der Staatssekretär für Kultur, Dr. Sebastian Putz.

In seinem Festvortrag „Die helle Zukunft der Tradition“ hinterfragte Florian Illies, Autor und Herausgeber der ZEIT, den Reiz des Schlosses für die heutigen und zukünftigen Generationen: Was faszinierte die Menschen damals an diesem fürstlichen Landsitz und seinen Gartenanlagen? War es der ästhetisch wie inhaltlich stimmige Zusammenklang von Architektur, fein komponierten Interieurs und umliegender Gartenlandschaft? Und was macht für uns heute den Reiz des Ortes aus? Der Festvortrag wurde live gestreamt und steht nun auch zum Anschauen auf Youtube zur Verfügung.

Im größeren Rahmen wird das 250-Jahr-Jubiläum in der warmen Jahreszeit begangen. Am Gartenreichtag (12. August) wird die Schlosseinweihung zusammen mit dem Geburtstag des Fürsten Franz im Rahmen eines öffentlichen Picknicks gefeiert. Näheres zum Programm wird zu gegebener Zeit veröffentlicht. Außerdem: Am 30. Juni und 1. Juli 2023, jeweils um 20 Uhr, sowie am 2. Juli um 19 Uhr führt die Anhaltische Philharmonie auf der Insel Stein im Rahmen des Gartenreichsommers Auszüge aus der Festkantate von Friedrich Wilhelm Rust auf.

Vom Leben mit Welterbe-Schlössern

Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz begeht 2023 gleich drei Jubiläen, die allesamt wichtige Meilensteine in der Geschichte des Fürstentums Anhalt-Dessau darstellen. Im Jahr 1673 – vor 350 Jahren – wurde der Ort Nischwitz in Oranienbaum umbenannt. 100 Jahre später wurde mit dem Schloss Wörlitz eines der ersten Bauwerke im klassizistischen Stil auf dem europäischen Festland fertig gestellt. Ebenfalls im Jahr 1773 begannen die Bauarbeiten am Gotischen Haus im Wörlitzer Park.

Die Häuser repräsentieren in all ihrer Unterschiedlichkeit wesentliche Stationen in der Geschichte des Gartenreichs, ja sogar in der europäischen Kunstgeschichte. Ein facettenreiches Veranstaltungsprogramm würdigt die Geschichte dieser Häuser – und fragt nach deren Bedeutung für unsere Gegenwart und Zukunft: Schlösser entdecken – Zukunft gestalten?

Schloss Wörlitz

Das Schloss war 1769 bis 1773 unter dem Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt- Dessau (1740–1817) errichtet worden. Der Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800) schuf mit diesem „Landhaus“ den Gründungsbau des deutschen Klassizismus; dies war ein wichtiger Grund für die Aufnahme des Gartenreiches Dessau-Wörlitz in die Weltkulturerbeliste der UNESCO.

Das Schloss stellt eine revolutionäre baukünstlerische Leistung dar. Nicht mehr ein dynamisch gegliederter barocker Baukörper mit geschwungenen Fassaden und reicher plastischer Dekoration tritt dem Betrachter entgegen, sondern die einzelnen Bauteile sind wieder klar begrenzt, die Wände als Flächen betont, die Dekoration ist maßvoll. Als getreue Schüler Johann Joachim Winckelmanns (1717-1768) haben sich Fürst Franz und Erdmannsdorff deutlich sichtbar an die beispielgebenden Vorlagen der antiken Motive gehalten.

Das „neue Haus“, wie es der Bauherr Fürst Franz mit Understatement nannte, war schon zu Lebzeiten des Landesherrn für alle Besucherinnen und Besucher nach Anmeldung beim Kastellan zugänglich. 250 Jahre nach seiner Errichtung präsentiert sich das Schloss vollständig restauriert mit seinem fast vollständig erhaltenen originalen Interieur der Öffentlichkeit – damals wie heute ein überaus lohnenswertes Besuchsziel.

Bild: Florian Illies während seines Festvortrags im Wörlitzer Schloss. Foto: KsDW/Daniel Bartels

Von Redaktion