Montag, 08.12.2025

Wittenberg (md/wg). Am Dienstag, dem 9. Dezember 2025, wird um 17 Uhr in der Reformationsgeschichtlichen Bibliothek (RFB) im Schloss das Projekt „Krug Bibliothek“ feierlich eröffnet. Der heute beinahe vergessene Philosoph und Theologe Wilhelm Traugott Krug (1770-1842) war einer der populärsten Denker seiner Zeit.

Er veröffentlichte zu Lebzeiten mehr als 200 Schriften über Philosophie, Theologie und Politik. Vieles von dem, was er publizistisch oder praktisch angeregt bzw. durchgesetzt hat, hat sich als nachhaltig erwiesen oder ist gegenwärtig noch immer oder wieder virulent. Insbesondere setzte er sich für die Emanzipation und Einbeziehung der jüdischen Gemeinschaften und Frauen in die königlich sächsische Politik und für Pressefreiheit ein.

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Er wurde in Radis geboren und studierte an der Wittenberger Universität, an der er auch seine ersten Lehrerfahrungen bis 1801 sammelte. Krug, der von 1805 bis 1809 als Nachfolger Kants in Königsberg und ab 1809 in Leipzig Logik und Metaphysik lehrte, war ein bedeutender Vertreter des Frühliberalismus und des protestantischen Rationalismus. Die Verbindung von Rationalismus und Liberalismus ist verwurzelt in Krugs Verständnis des Menschen als eines sinnlich-vernünftigen und freien Wesens und seiner Überzeugung, dass Freiheit und Vernunft zusammengehören.

Die Freiheit hat ihre Grundlage in der Vernunft, und der Vernunftgebrauch ist angewiesen auf Gedanken- und Meinungsfreiheit. Während nach Krug dem Vernunftgebrauch keine Grenzen gesetzt werden dürfen, muss die Freiheit beschränkt werden, damit der Freiheitsgebrauch des einen nicht mit dem des anderen in einen Widerstreit gerät. Einen Missbrauch der Vernunft kann es nach Krug nicht geben, aber einen Missbrauch der Freiheit.

Das Projekt „Krug-Bibliothek“ zielt darauf, die Erinnerung an diesen bedeutsamen Denker zu pflegen, seine Gegenwartsbedeutung herauszustellen und ihn ins Gespräch verschiedener Generationen zu bringen. Die „Krug Bibliothek“ gehört zum Netzwerk „Kobra – Kontinuitäten, Brücke, Ausblicke“, mit dem der Landkreis Wittenberg durch das Bundesprojekt „Aller.Land“ gefördert wird. Getragen wird das Teilprojekt „Krug Bibliothek“ durch die Stiftung Leucorea in Kooperation mit der RFB in Wittenberg und dem Heimatverein Radis e.V. Zur Eröffnung spricht Martin Jösel, der seit Jahren eng mit dem Heimatverein Radis an der Wiederentdeckung des Philosophen arbeitet. Mit dem Projektauftakt übergibt er zugleich seine Krug-Bibliothek an die RFB.

Das Netzwerk „Kobra“ begeht am 10. Dezember 2025 in der RFB seinen ersten Fachtag, der dem Austausch der Partner und der Vertiefung der inhaltlichen Arbeit dienen soll. Das Thema lautet „Archive und Bibliotheken als Wissensspeicher und Orte der Inspiration“. Auf dem Programm stehen ein Besuch in der Ordinandenstube der Stadtkirche, ein Besuch der RFB sowie ein Vortrag von Daria Bona, die die Programmleitung „Artists meets Archive“ innehat. Interessierte können sich über folgende E-Mail anmelden: cornelia.rohrbeck@landkreis-wittenberg.de. Die Teilnehmerzahl ist auf 30 Personen begrenzt, die Teilnahme ist kostenlos.

Von Redaktion

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