Wittenberg (md/wg). „Es ist für uns eine besondere Freude und Ehre, aus Anlass des 500. Jahrestages der Hochzeit von Martin Luther und Katharina von Bora den Hochzeitsring der ehemaligen Nonne zeigen zu können“, erklärt Dr. Thomas T. Müller, Vorstand der Stiftung Luthergedenkstätten in Wittenberg. Seit Montag, dem 26. Mai, ist der Hochzeitsring als Leihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig im Rahmen der Sonderausstellung „Buchstäblich Luther. Facetten eines Reformators“ im Augusteum bis zum 10. August 2025 zu sehen. In dieser Exposition werden die größten Schätze der reformationsgeschichtlichen Ausstellung im historischen Lutherhaus gezeigt, welches derzeit umfassend energetisch saniert und umgebaut wird.
„Es ist immer schmerzlich, ein so wichtiges Exponat wie den Ehering der Katharina von Bora auszuleihen“, sagt Ulrike Dura, Kuratorin für Kunst und stellvertretende Direktorin beim Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. „Aber ich freue mich über die große Resonanz, die der Ring jetzt in der Ausstellung in Wittenberg erfährt.“ Der Ring habe schon immer zu den bekanntesten Schätzen des Leipziger Stadtgeschichtlichen Museums gehört: „Mit den neuen Erkenntnissen aus der naturwissenschaftlichen Analyse des Rubins durch die Deutsche Stiftung Edelsteinforschung in Idar-Oberstein erhält dieser Ring in seiner kulturhistorischen Bedeutung noch einmal eine zusätzliche Dimension.“ Man wisse nun, dass der Rubin aus der Region Mogok im heutigen Myanmar stammt und vermutlich im 15. Jahrhundert über die Seidenstraße via Konstantinopel und Venedig an europäische Fürstenhöfe gelangte.
Die Geschichte des Rings
Der Ring besteht aus zwei Teilen, einem einfachen inneren Reif und dem äußeren Schmuckring. Seit jeher ranken sich Legenden um diesen Ring und seine Herkunft, die kaum je überprüft wurden. In der Vergangenheit hieß es, es handele sich um den Ehering der Katharina von Bora: Die ehemalige Nonne hatte 1523 unter dem Einfluss von Luthers Lehren ihr Kloster verlassen und ihn 1525 in Wittenberg geheiratet. Tatsächlich ist das Datum der Hochzeit, der 13. Juni 1525, auf der Innenseite des Rings eingraviert. Neben einem eingefassten Rubin schmücken den Ring in filigraner Goldschmiedearbeit die Symbole der Passion Jesu, die sogenannten Arma Christi. Dazu gehören neben dem Kruzifix auch die Geißelsäule sowie Fesseln, Lanze, Schwert, Nägel und Würfel.
Es spricht jedoch mehr dafür, dass es Luthers Ring war. Er wurde ihm nachweislich von dem abgesetzten dänischen König Christian II. geschenkt, der Luthers Lehren verehrte und ihn 1523 in Wittenberg besuchte. Die Art der Goldschmiedearbeit verweist auf eine skandinavische Werkstatt in der Zeit um 1500, seine Symbolik steht in der Tradition spätmittelalterlicher Frömmigkeit. Zudem ist die Y-Form, in der die drei Kreuznägel auf dem Ring angeordnet sind, ein Zitat aus dem Wappen der Grafschaft Holstein. Da diese zur dänischen Herrschaft gehörte, waren die Nägel auch Bestandteil des dänischen Königswappens. Die Nägel finden sich in abstrahierter Form noch heute im Wappen des Bundeslandes Schleswig-Holstein.
Aber woher weiß man eigentlich, dass dies der originale Ring ist, wo es doch so viele Repliken davon in anderen Museen und vor allem auch in privater Hand rund um den Globus gibt? Zur Frage der Originalität gibt es – neben den rein äußerlichen Merkmalen, die den Leipziger Ring von allen bisher bekannten Repliken unterscheidet – einen sehr versteckten, aber recht eindeutigen Hinweis: Der Trauring trägt auf der Innenseite die Gravur: „Catharina v Boren D. Martinus Lutherus 13. Juni 1525“. Dabei ist die lateinische Nominativ-Endung von Martin-us und Luther-us, wie seit dem Mittelalter üblich, abgekürzt mit einem Zeichen, das wie eine kleine tiefer gestellte 9 aussieht, dargestellt. Dieses Abkürzungszeichen wurde bei allen bisher bekannten Repliken falsch gelesen und als „-o“ wiedergegeben, also steht dort: „Martino Luthero“, was einer Dativ-Endung entspricht und nicht korrekt ist. Foto: Wolfgang Gorsboth