Pretzsch (md/wg). Welche Hunderassen gibt es bei der Landespolizei und wofür werden sie eingesetzt? Wie werden die Vierbeiner ausgebildet? Und welche Voraussetzungen müssen Polizistinnen oder Polizisten erfüllen, um einen Diensthund zu führen? Diese und weitere Fragen werden am 6. September 2025 am Tag der offenen Tür in der Diensthundführerschule in Pretzsch beantwortet. Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens öffnet die Einrichtung von 10 bis 15 Uhr ihre Tore für Besucher. Die Diensthundführerschule ist zentraler Ausbildungs- und Trainingsstandort polizeilicher Diensthunde und die älteste Einrichtung dieser Art in Deutschland.
Neben der Möglichkeit, spannende Einblicke in die Ausbildung und Arbeit der Diensthunde und ihrer Führerinnen und Führer zu gewinnen, präsentiert auch die Landesbereitschaftspolizei unter anderem mit der Hubschrauberstaffel, der Wasserschutzpolizei sowie den Einsatzhundertschaften ihre Arbeit und zeigt, wie die unterschiedlichen Polizeieinheiten zusammenwirken. Ein Höhepunkt des Programms ist der Vielseitigkeitswettbewerb der Diensthundführer, bei dem Mensch und Tier ihr Können unter Beweis stellen.
Für das Diensthundwesen in Sachsen-Anhalt ist die Diensthundführerschule in Pretzsch Dreh- und Angelpunkt. Hier werden Diensthunde für die Landespolizei angekauft, auf ihren Einsatz vorbereitet, ausgebildet und während ihrer gesamten Dienstzeit begleitet, weitergebildet sowie geprüft und zertifiziert. Alle Diensthunde absolvieren eine Ausbildung in einem speziellen Einsatzbereich. Etwa ein Drittel von ihnen wird zusätzlich dual ausgebildet. Das heißt, sie durchlaufen neben ihrer Spezialisierung auch die Schutzhundausbildung. Für die Qualifikation zum Schutzhund müssen die Diensthunde ihre Fähigkeiten in den Bereichen Nasenarbeit, Gehorsam und Schutzdienst unter Beweis stellen.
Nach einer erfolgreich bestandenen Schutzhundprüfung folgt in der Regel die Spezialausbildung. Die Hunderassen wie deutscher und belgischer Schäferhund, Gebirgsschweißhund, Terrier-Mix, Bracken-Mix, Labrador, Australien Shepherd und Weimaraner sind dabei genauso abwechslungsreich wie ihre Einsatzgebiete als Schutzhund, Brandmittelspürhund, Sprengstoffspürhund, Leichenspürhund, Fährtenspürhund, Personenspürhund, Rauschgift- und Banknotenspürhund und Datenträgerspürhund. Letztere stehen seit 2022 zur Verfügung und sind unverzichtbar, um Datenträger zu finden, etwa bei Ermittlungen zur Darstellung von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.
An der Diensthundführerschule werden nicht nur die Diensthunde der eigenen Landespolizei, sondern auch die anderer Bundesländer, unter anderem Brandenburg und Thüringen, ausgebildet. Zudem wird die Justiz in Sachsen-Anhalt sowie weiterer Bundesländer, gegenwärtig Hessen, Schleswig-Holstein und Thüringen, unterstützt. Auch international leistet die Diensthundführerschule im Auftrag des Bundeskriminalamtes polizeiliche Aufbauhilfe – unter anderem in Nigeria, Marokko, Ghana und Singapur.
Die Ausbildungsstätte wurde am 20. Februar 1950 gegründet, an diesem Tag begann der erste Lehrgang mit 13 Diensthundführern. Sie waren dafür an die „Polizeihundzucht- und -abrichtungsanstalt Sachsen-Anhalt“ abgeordnet worden. Ein Jahr später wurde die Ausbildungseinrichtung in „Landesabrichtungsanstalt für Diensthunde der Volkspolizei“ umbenannt. Bereits im Jahre 1954 wurde Pretzsch zur einzigen Ausbildungseinrichtung in der DDR für das Diensthundwesen der Deutschen Volkspolizei. Mehr als 17.000 Diensthundeführer wurden hier in fast 40 Jahren ausgebildet, und natürlich auch die dazugehörigen Diensthunde.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands mussten Entscheidungen über den Fortbestand der Diensthundführerschule getroffen werden. Da die Einrichtung in Pretzsch die einzige ihrer Art in der DDR war, bestand die Möglichkeit, an diese Tradition anzuknüpfen und die Diensthundführerschule fortzuführen. Seit 2023 wird die Einrichtung in Pretzsch durch Wissenschaftler der Universität Jena begleitet mit dem Ziel, die Ausbildung der Hunde noch effizienter zu gestalten und im Sinne des Tierwohls zu optimieren. Moderne Erkenntnisse der Verhaltensforschung und der Trainingslehre werden in die Ausbildung integriert, damit die Diensthunde physisch stark, langfristig motiviert und mental ausgeglichen bleiben. Darüber hinaus ist die Harmonie zwischen Diensthundführer und Vierbeiner Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Teamarbeit. Foto: Adobe Stock

