Donnerstag, 16.10.2025

Wittenberg/Gräfenhainichen (md). „Wir führen zum 1. Juli den neuen Gemeinde-Notfallsanitäter für den Landkreis Wittenberg ein, dieser wird in Gräfenhainichen stationiert, kann aber kreisweit zum Einsatz kommen“, erklärt Landrat Christian Tylsch. Dabei handele es sich nicht um eine Neuauflage der sogenannten Gemeindeschwester, „sondern hier arbeitet ein hochprofessioneller Kollege in der Notfall- und Rettungsmedizin, den wir neben Rettungswagen und Notarzt einsetzen.“

Die Gemeinde-Notfallsanitäter verfügen über mindestens zwei Jahre Berufserfahrung als Notfallsanitäter im Regelrettungsdienst und haben anschließend mehr als 160 Stunden zusätzliche spezifische Ausbildung erhalten. Zum Einsatz kommen sie mit einem speziellen Fahrzeug, vergleichbar einem Notarzt-Einsatzfahrzeug. Bislang waren in Gräfenhainichen ein Rettungswagen und ein Notarzt-Einsatzfahrzeug stationiert. Ab 1. Juli wird es Verstärkung geben: Ein zusätzlicher Kollege im 12-Stunden-Schichtdienst wird dann bei bestimmten Einsätzen ausrücken, die keinen Transport des Patienten in ein Krankenhaus nötig erscheinen lassen.

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Damit wird im Landkreis Wittenberg das Rettungsdienstnetz enger geknüpft. Die Entscheidung fiel auf ein innovatives Rettungsinstrument, welches in Sachsen-Anhalt bislang einmalig ist. „Nicht jeder Vorfall erfordert den Transport einer Person ins Krankenhaus“, erläutert Tylsch das vom Landkreis initiierte Pilotprojekt. „Dank des Einsatzes von Gemeinde-Notfallsanitätern verfügen wir über Ressourcen, um die hohe Qualität aufrechtzuerhalten und sogar noch zu steigern, während wir gleichzeitig Kosten eindämmen. Sollte sich dieses Konzept bewähren, planen wir, es auch in weiteren Teilen des Landkreises umzusetzen.“

Die Entscheidung, welches Rettungsmittel eingesetzt wird, trifft der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Wittenberg. Es gibt gesetzliche Vorgaben, wonach ein Rettungswagen innerhalb von zwölf Minuten nach Notfallerkenntnis in der Leitstelle beim Patienten eintreffen sollte. In ländlichen Gegenden kann diese Zeitvorgabe aufgrund von langen Anfahrtswegen oder gleichzeitig stattfindenden Einsätzen nicht immer eingehalten werden. Das neue Konzept zielt deshalb darauf ab, die Zeitvorgabe künftig besser einzuhalten.

Der Mitarbeiter ist in der Lage, am Einsatzort eine notfallmedizinische Versorgung anzubieten, die der eines Rettungswagen-Teams gleichkommt. Welcher Mitarbeiter zu einem Einsatz gerufen wird, wird von versierten Disponenten in der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst entschieden: „Diese Disponenten werden weiterhin das am besten geeignete Rettungsmittel zum Einsatzort schicken. Wir nehmen kein vorhandenes Rettungsmittel aus dem Bestand, wir fügen lediglich ein neues hinzu. Dies fügt sich nahtlos in die kontinuierliche Stärkung des Rettungsdienstes im Landkreis Wittenberg ein, die in den letzten Jahren verfolgt wurde, um die Hilfsfristen weiter zu optimieren“, erklärt Tylsch.

Die Zusammenarbeit mit dem Innenministerium bei der Umsetzung des Pilotprojekts lobt der Verwaltungschef ausdrücklich: „Ich danke Innenministerin Tamara Zschieschang für die zielorientierte, pragmatische und schnelle Zusammenarbeit. Die Versorgung im Rettungsdienst in ländlichen Gebieten stellt stets eine erhebliche Herausforderung dar und wir sind der Überzeugung, dass wir mit dem Gemeinde-Notfallsanitäter eine maßgebliche Lücke schließen.“

In der Rettungswache Gräfenhainichen sollen jetzt Erfahrungen gesammelt werden. Das Pilotprojekt, für welches ab Juli 2023 in der DRK-Rettungswache in Gräfenhainichen ein zusätzlicher Mitarbeiter täglich zwischen 7 und 19 Uhr im Einsatz sein wird, ist auf eine Dauer von zwei Jahren angelegt, nach deren Ablauf eine Auswertung erfolgen soll.

Bild: Landrat Christian Tylsch zu Besuch bei den Gemeinde-Notfallsanitätern in den Räumlichkeiten des DRK in Gräfenhainichen. Foto: Kreisverwaltung/Baumbach

Von Redaktion