Wittenberg (md). Zum bisherigen Stand der Schulentwicklungsplanung hat das Landesschulamt Änderungen an den vier Gymnasien des Landkreises gefordert. Dies betrifft vor allem das Lucas-Cranach-Gymnasium, dass trotz stabiler Schülerzahlen die erst seit 2022 geltenden erhöhten Planungsvorgaben nicht mehr erfüllt. Im Schul- und Kulturausschuss des Kreistages wurden jetzt Planungen vorgelegt, wonach eine Fusion der beiden Gymnasien in der Lutherstadt Wittenberg am besten geeignet sein soll, den Forderungen des Landesschulamtes mit den geringsten Eingriffen für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte nachzukommen.
„Eine Fusion des Luther-Melanchthon- und des Lucas-Cranach-Gymnasiums ist die schlechteste aller Lösungen und wird von uns entschieden abgelehnt“, erklären für die Linken der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion und zuständige Wahlkreisabgeordnete, Thomas Lippmann, die Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Mareen Kelle, der Vorsitzende der Stadtratsfraktion in Wittenberg, Horst Dübner und der Sprecher des Kreisvorstandes, Uwe Loos.
Schon heute sei das Luther-Melanchthon-Gymnasium das größte Gymnasium in Sachsen-Anhalt – und es wachse derzeit auch ohne Fusion weiter. Durch eine Fusion würde ein Mammut-Gymnasium entstehen, das auf das Hundertwasserhaus, das Melanchthonhaus und die Lucas-Cranach-Häuser verteilt werden müsste, die kilometerweit auseinander liegen. Entgegen den Darstellungen der Verwaltung würde eine solche Fusion die stärksten Eingriffe in das bisherige System nach sich ziehen. Die meisten Klassen müssten nach einer Fusion umgebildet werden, weil die Klassenstärken wachsen und in der Regel über 25 Schülerinnen und Schülern liegen werden.
Außerdem werde es nicht möglich sein, Klassen eines Jahrganges auf Dauer an verschiedenen Standorten zu unterrichten. Der Großteil der Schülerinnen und Schüler würde nach einer Fusion nicht mehr in den Klassen und Standorten unterrichtet werden, die sie heute besuchen. „Eine solche Fusion brächte nicht nur enorme Anforderungen an Organisation und Koordination mit sich, die Folgen wären vor allem ein anonymer Schulgigant und Schüler sowie Lehrkräfte als Wandernomaden zwischen den Standorten mit längeren Wegen und damit weniger Zeit für die Bildung“, kritisiert die Linke.
Mit einer Fusion der beiden städtischen Gymnasien würde auch ein Versprechen gebrochen, das im Zusammenhang mit der Schließung des ehemaligen Gymnasiums in Coswig gegeben wurde. Den Bürgern im westlichen Teil des Landkreises sei damals zugesichert worden, dass für die künftigen Gymnasialschüler das Lucas-Cranach-Gymnasium in Piesteritz der Schulort sein werde und sie nicht noch durch ganz Wittenberg bis zur Hundertwasserschule fahren müssten. Eine Fusion wäre deshalb ein erheblicher Vertrauensbruch.
Die Linke setze sich nachdrücklich dafür ein, alle vier öffentlichen Gymnasien im Landkreis eigenständig zu erhalten. „Wenn das Landesschulamt weiterhin nicht bereit ist, die neuen Planungsvorgaben vernünftig anzuwenden und die vom Landkreis dazu beantragten Ausnahmen zu genehmigen, dann muss über andere Möglichkeiten verhandelt werden“, betont die Linke. „Eine Fusion der beiden städtischen Gymnasien zu einem Mammut-Gymnasium darf nicht das Ende der Suche nach einem Kompromiss sein.“
Bild: Das Lucas-Cranach-Gymnasium soll nach dem Willen des Landesverwaltungsamtes mit dem Luther-Melanchthon-Gymnasium zu einen anonymen Mammut-Gymnasium mit weiten Wegen für Schüler und Lehrkräften zwangsfusioniert werden. Foto: Wolfgang Gorsboth