Erfurt/Wittenberg (md/wg). Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Oberkirchenrat Christoph Stolte, hat zur Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) seinen Bericht des Diakonischen Werkes eingebracht. Zur gesellschaftlichen Lage betonte Stolte: „In Zeiten, in denen die Gleichwertigkeit von Menschen ideologisch in Frage gestellt wird, in der gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus stärker akzeptiert werden, bedarf es einer Diakonie, die in ihrem Handeln ein Ort des Willkommens und des Schutzes für alle Menschen ist.“
Die unveräußerliche, aber verletzbare Würde jedes Menschen gelte es zu schützen, jeden Tag neu. „Jeder Mensch, der in eine diakonische und kirchliche Einrichtung kommt, ob Kinderkrippe, Beratungsstelle oder Hospiz, muss sicher sein, dass er würdevoll angesehen wird. Er muss sich darauf verlassen können, dass er einen sicheren Ort, einen Schutzraum betritt, wer er auch immer ist und wie es ihm auch immer geht. Das gilt ohne jede Ausnahme. Wir stehen für die Gleichwertigkeit jeden Lebens“, betonte Stolte. Dabei sieht er auch die politische Kommunikation als Aufgabe von Kirche und Diakonie: „Wir stehen für Frieden und Menschlichkeit, wir stehen und handeln für Vielfalt, für Aufklärung auch über die Lebenslagen in Ostdeutschland und gegen Ausgrenzung und Hass.“
Unter der These „Diakonie ist Kirche“ rief er dazu auf, Kirche neu zu denken und zu gestalten: „Es geht um Transformation. Nicht, um Kirche zu retten, sondern einem anderen Verständnis von Kirche die Chance zu geben und Kirche als Netzwerk zu denken“. Das bedeute: Weg von der auf Pfarrer zentrierten Kirche hin zu Netzwerken kirchlicher Orte; weg von der Einheitsorganisation der verfassten Kirche hin zu einer Vielgestaltung von Orten kirchlichen Lebens verbunden mit dem Verständnis, dass Menschen sich ihren Ort suchen. Damit gehöre Diakonie zum Netzwerk kirchlicher Orte. Gemeinden auf Zeit seien beispielsweise in evangelischen Schulen und Diakonischen Einrichtungen, communitären Orten, Kindergärten und Hospizen zu finden. „In diakonischen Einrichtungen gibt es viel mehr Räume und Möglichkeiten, als wir wissen“, so Stolte.
Es gehe zugleich um ein Eintreten ganz konkret gegen Hunger, von „Tafeln“ bis zu „Brot für die Welt“. Das Erleben, in menschlicher Gemeinschaft zu essen, wie bei der Aktion „Wärmewinter“ oder den gemeinsamen Mahlzeiten in der Tagespflege sowie in Kindertageseinrichtung könne zudem Erfahrungen eröffnen, zugleich bei Gott willkommener Gast zu sein. Und: „Es geht um den Abbau von Exklusionen und Diskriminierungen, das Eintreten für eine inklusive Kirche und Gesellschaft“, erklärte der Vorstandsvorsitzende.
Hintergrund
Die Landessynode der EKM besteht aus 80 gewählten und berufenen sowie solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste, Einrichtungen und Werke im Bereich der Landeskirche. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen, öffentlichen Sitzungen zusammen. Die dritte Landessynode der EKM tagt noch bis zum 23. November 2024 in Erfurt. Einen Live-Stream gibt es unter www.ekmd.de. Foto: Christoph Stolte

