Wittenberg (md/wg). Zum Deutschen Orgeltag am Sonntag, dem 14. September, sind innerhalb der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) Orgeln zu besichtigen, es finden Konzerte, Führungen, Aktionen und Kinder-Programme statt. Der Orgeltag ist integriert in den „Tag des offenen Denkmals“. In der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg stellt Kantor Christoph Hagemann während zwei Führungen (15 und 16 Uhr) die große Sauer-Orgel der Kirche (siehe Foto) vor, gewährt einen Blick ins Innere, erklärt Funktion und Aufbau und präsentiert den Klang des 1983 erbauten Instruments.
In der EKM gibt es mit etwa 4.000 Orgeln zwanzig Prozent der evangelischen Orgeln beziehungsweise acht Prozent aller Orgeln in Deutschland. Viele Instrumente wurden aufwändig restauriert, allerdings besteht auch noch viel Nachholbedarf: Nur in etwa 67 Prozent der Kirchen gibt es eine spielbare Orgel, 17 Prozent besitzen eine nicht spielbare Orgel und 15 Prozent der Kirchen sind ohne Orgel.
Christoph Zimmermann, Vorsitzender der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD) und Referent für Orgeln im Landeskirchenamt der EKM, sieht den Orgeltag als wertvollen Beitrag, um für die „Königin der Instrumente“ zu werben. „Dies geschieht am besten, wenn sie erklingen“, so der Orgelreferent. Pflege und Erhalt der Orgeln definiert er nicht nur als kirchliches Interesse, sondern als ein gesamtgesellschaftliches Anliegen: „Das machte auch die Aufnahme von Orgelmusik und Orgelbau in die Liste des immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO deutlich.“
Der Umfang der Orgelbau-Aktivitäten in der Landeskirche sei nicht ausreichend, um den Bestand dauerhaft zu sichern, zumal eine Orgel etwa alle 20 bis 25 Jahre gründlich gereinigt und gegebenenfalls repariert werden müsse. Zimmermann geht Ende Oktober 2025 in den Ruhestand. Sein Nachfolger Rufus Brodersen arbeitet bereits seit dem 1. September im Landeskirchenamt, der 32-Jèhrige war zuletzt als Kantor in Erfurt tätig. In der EKM sind für die Beratung zur Pflege der Instrumente 19 Orgelsachverständige in den Kirchenkreisen tätig. Zurzeit werden die Orgeln in der Landeskirche von 174 hauptamtlichen und 647 nebenamtliche Organistinnen und Organisten gespielt.
Der Orgeltag ist eine Initiative der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD). Orgelbau und Orgelmusik wurden 2017 von der UNESCO-Kommission zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Die Orgel gilt als das größte, vielfältigste und innovativste Musikinstrument. Im Bereich von Sachsen-Anhalt gibt es wertvolle Instrumente, zum Beispiel die Scherer-Orgel in Tangermünde oder Orgeln des von Johann Sebastian Bach geförderten Zacharias Hildebrandt in Naumburg und Sangerhausen. Der Großteil der Instrumente wurde im 19. Jahrhundert erbaut. Bekannte Orgelbauer wie Ladegast (Weißenfels), Wäldner (Halle/Saale), Reubke (Hausneindorf) und Rühlmann (Zörbig) hatten hier ihre Werkstätten. Innerhalb der EKM sind weiterhin mehrere Meisterbetriebe im Orgelbauerhandwerk tätig. Foto: Matthias Keilholz

