Wittenberg (md). In der Karwoche von Palmsonntag bis Karsamstag (24. bis 30. März) bereiten sich die Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) auf das Osterfest vor. Traditionell werden große kirchenmusikalische Werke aufgeführt wie die Passions-Oratorien von Johann Sebastian Bach. Neben Konzerten finden Passionsandachten, Fastengespräche, Begegnungs-Angebote und Kantatengottesdienste statt.
Am Karfreitag zur Todesstunde Jesu wird in vielen Gemeinden eine Andacht gehalten: ohne Glockengeläut, Orgel und Altarschmuck, oft mit Feier des Abendmahls. Eine Übersicht über Gottesdienste und Andachten in der Karwoche und zum Osterfest gibt es im Internet unter www.ostergottesdienste.de.
Der Hörfunksender MDR Kultur überträgt am Karfreitag (29. März) um 10 Uhr live den Gottesdienst aus der Stadtkirche St. Simplicius in Bad Salzungen. Die Predigt und die Erfahrungsberichte aus dem Ambulanten Hospizdienst Bad Salzungen/Rhön widmen sich den Themen Abschied, Trost, Leid und Neubeginn. Die musikalische Gestaltung übernehmen Kreiskantor Hartmut Meinhardt, die Ökumenische Stadtkantorei Bad Salzungen sowie Bettina Thüring an der Harfe und Claudia Miksch an der Querflöte.
„Brockes-Passion“ von Georg Friedrich Händel wird in der Stadtkirche in der Lutherstadt Wittenberg am Karfreitag (29.März, 15 Uhr) zu hören sein. Barthold Heinrich Brockes war Ratsherr in Hamburg. Seine Nachdichtung der biblischen Passionsgeschichte war Anfang des 18. Jahrhunderts sehr beliebt und wurde vielfach vertont. Händels farbenreiche, an der Oper orientierte Komposition war eine der bekanntesten Vertonungen. Joseph Haydn schrieb sie eigenhändig ab, Johann Sebastian Bach integrierte Teile des Textes in seine Johannespassion.
In der Schlosskirche in Torgau wird am Palmsonntag (24. März, 18 Uhr) die Johannespassion von Bach zu hören sein. In Delitzsch wird zur Johannespassion in die Marienkirche (24. März, 17 Uhr) eingeladen. In der Lutherstadt Eisleben ist in der Andreaskirche das Karfreitagskonzert (29. März, 15 Uhr) „Via Crucis“ von Franz List mit der Kantorei Eisleben und Josef Müller an der Orgel zu hören.
Hintergrund:
Die Karwoche wird auch „heilige Woche“ oder „stille Woche“ genannt. Das Wort kommt vom altdeutschen „kara“ – wehklagen. Die Woche vor Ostern ist der Höhepunkt der Passionszeit, der Leidenszeit Christi, und beginnt mit dem Palmsonntag, der Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem. Beim Gründonnerstag meint „Grün“ nicht die Farbe, sondern wird von „gronan“ (greien, weinen) abgeleitet.
Der Tag vor Karfreitag erinnert an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feiert. Anschließend zieht sich Jesus in den Garten Gethsemane zurück und betet. Dort wird er in der Nacht von den Römern gefangen genommen, weil ihn sein Jünger Judas verraten hat. Am Karfreitag als einem der höchsten Feiertage der Christen wurde Christus auf dem Berg Golgatha gekreuzigt. Am Mittag verfinsterte sich laut Bibel die Sonne bis zur neunten Stunde, also gegen 15 Uhr.
Bild: Die Kantorei der Stadtkirchengemeinde Wittenberg. Foto: ©Matthias Keilholz

