Sonntag, 07.12.2025

Wittenberg (md/aw). Bei archäologischen Grabungen auf dem Wittenberger Casinoberg sind Reste historischen Mauerwerks aus dem 16. und 18. Jahrhundert freigelegt worden. Dabei handelt es sich unter anderem um den Zugang oder Schacht einer ehemaligen Bastion, die einst Teil der Wittenberger Befestigungsanlagen war. Die Stadtverwaltung präsentierte die Funde nun bei einem Pressegespräch vor Ort.


Fotos: Stadtverwaltung Lutherstadt Wittenberg

Bereits frühere Untersuchungen hatten Hinweise auf einen verschütteten Schacht im Inneren des Berges geliefert. „Von innen war das Mauerwerk jedoch nicht zugänglich und auch statisch nicht prüfbar“, erklärte Bürgermeister André Seidig. Eine Bergung des Materials aus dem Inneren sei zu riskant gewesen, da bei einem Nachrutschen der Füllmassen die Stabilität des Hügels gefährdet worden wäre. Deshalb erfolgte die Freilegung von oben – selbstverständlich mit allen erforderlichen denkmal- und naturschutzrechtlichen Genehmigungen. Die Arbeiten wurden durch einen Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt begleitet. Die Kosten von rund 10.000 bis 12.000 Euro trägt die Stadt.

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Ein Ort mit Geschichte

Der Leiter der Städtischen Sammlungen, Andreas Wurda, ordnete die Funde in die Geschichte des Geländes ein: Bereits im 16. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle eine Bastion der Stadtbefestigung. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde sie zur Bastion Scharfeneck umgestaltet – benannt nach ihrer markanten Form. Später trug sie den Namen Bastion Tauentzien und wurde Teil des Casinogartens für Offiziere. „Hier liegen mehrere Anlagen aus verschiedenen Jahrhunderten übereinander. Hohlräume wie Gänge und Schächte gab es dort schon immer – und sie sind auch heute nicht ausgeschlossen“, so Wurda.

In den 1930er Jahren wurde der Casinoberg umgestaltet: 1938/39 entstand durch Abtragungen eine Rodelbahn, die dem Hügel bis heute den Spitznamen „Rodelberg“ einbrachte. 1947 wurde auf dem angrenzenden Gelände der sowjetische Ehrenfriedhof für gefallene Soldaten der Roten Armee angelegt.

Wie der Casinoberg künftig genutzt wird, hängt nun davon ab, wie mit den aktuellen archäologischen Funden umgegangen wird. Die Stadtverwaltung will dazu verschiedene Vorschläge erarbeiten und dem Stadtrat zur Entscheidung vorlegen.

Von Redaktion