Sonntag, 14.12.2025

Wittenberg (md/wg). Beim hybriden CarbonCycleCultureClub (C4) am Montag, dem 15. Dezember, von 18 bis circa 21 Uhr zum Thema „Sind Treibhausgas-Emissionen der Agrarwirtschaft vermeidbar?“ möchte das Forum Rathenau mit den Podiumsgästen Fragen wie diese zur Transformation der Agrarwirtschaft diskutieren. Dieses Mal findet der C4 im großen Ratssaal des Alten Rathauses der Lutherstadt Wittenberg statt.

Moderiert wird die Veranstaltung von Professor Ralf Wehrspohn, Vorstandsvorsitzender des Forum Rathenau. Carsten Franzke, Vorstand des Forum Rathenau und Geschäftsführer der SKW Stickstoffwerke Piesteritz, wird die Brücke zum Kraftwerk Zschornewitz schlagen, denn es gibt ein Jubiläum zu feiern: 110 Jahre Strom aus dem Kraftwerk Zschornewitz zu den Stickstoffwerken Piesteritz. Wie sieht die Stromversorgung der Zukunft für energieintensive Unternehmen aus?, lautet eine der Fragen beim C4.

Werbung

Zu Gast auf dem Podium sind: Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar e.V. (IVA), Prof. Dr. Klaus Pillen, Leiter der Professur Plant Breeding, Pflanzenzüchtung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Vorstand Leuchtturm 3 und DiP (Projekt „Modellregion der Bioökonomie zur Digitalisierung pflanzlicher Wertschöpfungsketten im Mitteldeutschen Revier in Sachsen-Anhalt“) und Antje Bittner, Geschäftsführerin der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH.

In der Agrarwirtschaft sind ähnlich wie in der Energiewirtschaft Transformationsprozesse unumgänglich, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Derzeit betragen die Emissionen der Deutschen Landwirtschaft jährlich rund 62,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent (Schätzung für das Jahr 2024 laut der offiziellen Emissionsberichterstattung des Umweltbundesamtes). Das sind ungefähr zehn Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen.

Drei Bereiche sind dabei von besonderer Bedeutung: Methan-Emissionen aus der Tierhaltung (Fermentation und Wirtschaftsdüngermanagement von Gülle und Mist) sowie Lachgas-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden als Folge der Stickstoffdüngung (mineralisch und organisch) sowie der gesamte Bereich der Düngemittelherstellung. Im Besonderen die Methan-Emissionen aus der Tierhaltung und das Wirtschaftsgüter-Management mit Stickstoffdünger sind Themen, die auch kritisch diskutiert werden. Eine Frage ist dabei, ob die Treibhausgasemissionen aus der Agrarwirtschaft vermeidbare Emissionen sind oder unvermeidbare. Kompensiert man sie? Handelt es sich hier um schwer vermeidbare Emissionen wie im Bereich der Zement-, Kalk- oder auch Müllverbrennungsanlagen?

Die Methan-Emissionen entstehen in erster Linie während der tierischen Verdauungsprozesse von Wiederkäuern (Fermentation), was einen über 20-fach höheren Treibhausgas-Effekt hat als Kohlendioxid. Im Jahr 2023 machten diese Methan-Emissionen aus der Fermentation anteilig etwa 77 Prozent der Methan-Emissionen des Landwirtschaftsbereichs aus und waren nahezu vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung zurückzuführen.

Das in diesem November veröffentlichte Diskussionspapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina „Wie kann der internationale Agrarhandel zu Biodiversitätsschutz, Klimaschutz und Ernährungssicherung beitragen?“ löste eine Debatte zum Umgang mit dieser Problematik aus: „Deutschlands wichtigste Wissenschaftsakademie, die Leopoldina mit Sitz in Halle (Sachsen-Anhalt), fordert: Fleisch, Milch, Wurst und Butter sollen teurer werden. Und zwar nicht nur ein bisschen – sondern ordentlich. Die Forscher schlagen vor, die Mehrwertsteuer auf tierische Lebensmittel von 7 auf 19 Prozent zu erhöhen“, war beispielsweise am 13. November 2025 in der Bild-Zeitung zu lesen. „Eine höhere Bepreisung – so die Idee der Wissenschaftler – soll die wahren Umweltkosten sichtbar machen und die Konsumenten zum Umdenken bringen. Ob die Politik den radikalen Vorschlägen tatsächlich folgt, ist aber offen. Klar ist: Würde der Plan umgesetzt, würde der Einkauf im Supermarkt noch teurer“, endet der Artikel.

Die Art und Weise, wie Menschen die Flächen der Erde nutzen, hat einen großen Einfluss auf die Ernährungssicherheit, die Biodiversität und das Klima, heißt es in dem am 11. November 2025 erschienenen Leopoldina-Papier. Die Wirkmechanismen des internationalen Agrarhandels könnten aber auch genutzt werden, um positiv auf diese Zielkonflikte einzuwirken, so die Autoren des Diskussionspapiers. Sie beschreiben nach eigenen Angaben politische, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für eine positive Hebelwirkung. Eine der Handlungsempfehlungen ist dabei, tierische Produkte entsprechend ihrer Umweltkosten im Verhältnis zu pflanzlichen Produkten zu verteuern. Foto: W. Gorsboth

Von Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert