Wittenberg (md). Am Freitag, dem 14. Oktober 2022, laden die LutherMuseen zusammen mit der Stiftung Lichterfeld um 19 Uhr in das Refektorium ins Wittenberger Lutherhaus zu einem besonderen Liederabend ein: Aufgeführt werden Stücke von Komponisten, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden und seitdem vergessen sind. Der Liederabend erinnert an eine lebendige jüdische Musikkultur, die von den Nationalsozialisten grausam unterdrückt wurde. Eine Vielzahl von Künstlerinnen und Künstlern erlitt eine Stigmatisierung und Ausgrenzung ihrer Werke. Eingebettet in eine Reihe von zutiefst berührenden Liedern der verfolgten Komponisten Richard Fuchs, Maria Herz, Ilse Weber und Alexander Zemlinsky werden erstmalig auch Kompositionen des jüdischen Dirigenten Fritz Berend gespielt.
Fritz Berend wurde 1889 in Hannover in eine jüdische Gelehrtenfamilie hineingeboren. Nach unterschiedlichen Stationen als Kapellmeister beispielsweise in München und Osnabrück wurde er 1936 von den Nationalsozialisten aus seiner Stellung am Theater in Münster entlassen und ging 1937 ins Exil in Italien, später nach Großbritannien. Aufgrund einer fehlenden Arbeitserlaubnis konnte er nicht mehr vollumfänglich tätig werden. Er starb 1955 in London. Zur Erstaufführung seiner Kompositionen reisen aus den USA und Großbritannien seine vier Enkelinnen und Enkel mit ihren Familien zu diesem Konzert in Wittenberg an.
Gesungen werden die Werke von der Sopranistin Anna Graf, begleitet von der Pianistin Han-Lin Yun. Beide lernten sich 2018 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln kennen, wo sie gemeinsam bei den Professoren Ulrich Eisenlohr und Mario Hoff studierten. Die beiden Musikerinnen verbindet ein sensibles und tiefsinniges Empfinden des Kunstliedes. Anna Graf ist Preisträgerin des 31. Internationalen Gesangwettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg 2022. Han-Lin Yun absolvierte ihr Bachelor-Studium in Taiwan, studierte anschließend in Dresden, wo sie an der Hochschule „Carl Maria von Weber“ ihr Konzertexamen (Meisterklasse) absolvierte. In Köln studierte sie außerdem von 2017 bis 2019 Liedbegleitung (Master) und gleichzeitig neue Klaviermusik.
Gefördert wird das Konzert durch die Stiftung Lichterfeld im Rahmen des Projektes „EchoSpore“. Die Stiftung wurde 2016 von Petra und Ralph-Robert Lichterfeld gegründet und fördert durch Kulturprojekte den Gedanken der Toleranz und der Völkerverständigung. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Werken von der (Wieder-)Entdeckung harrender oder unterdrückter Komponisten, letzteres insbesondere soweit sie Opfer und erkennbar Gegner von Regimen waren und sind, die Grundrechte systematisch verletz(t)en und verweiger(te)n. Seit zwei Jahren lebt das Stifterehepaar in der Lutherstadt, der Liederabend ist das erste öffentliche Projekt der Stiftung in Wittenberg.
Um Anmeldung im Servicebüro der LutherMuseen wird gebeten, per Mail an service@luthermuseen.de oder telefonisch unter 03491/42 03 171. Die Karten kosten 20 Euro, ermäßigt 16 Euro.
Bild: Die Sopranistin Anna Graf und die Pianistin Han-Lin Yun. Foto: Veranstalter

