Freitag, 24.10.2025

Oranienbaum (md). Der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz ist es jüngst gelungen, ein bedeutendes Gemälde des niederländischen Malers Gerrit van Honthorst (1592–1656) zu erwerben. Der Ankauf des Gemäldes mit dem Titel „Prinz Wilhelm von Oranien-Nassau und drei seiner Schwestern“ kann als außerordentlicher Glücksfall bezeichnet werden, da mit diesem Bild ein seltenes, ausgesprochen attraktives Gruppenporträt der Oranier-Familie für Sachsen-Anhalt zurück gewonnen werden konnte. Am Freitag, dem 14. März 2023, wurde das Gemälde im Beisein des Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, der Öffentlichkeit präsentiert.

Der Erwerb gelang mit großzügiger Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Landes Sachsen-Anhalt, der Kulturstiftung der Länder sowie der Ernst von Siemens Kunststiftung. MP Haseloff hob die Bedeutung des Ankaufs hervor und erklärte: „Die Vervollständigung des durch Kriegseinflüsse in Mitleidenschaft gezogenen kulturellen Erbes Anhalts, die mit diesem Ankauf gelang, ist ein großer Gewinn für uns. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, die Attraktivität des Weltkulturerbes Dessau-Wörlitzer Gartenreich weiter zu steigern.“

Werbung

Kulturstaatsministerin Claudia Roth gratulierte und betonte, dass der Bund diesen Ankauf gerne unterstützt habe: „Der Ankauf des Werks ist eine Bereicherung nicht nur für die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, sondern auch für die Region und die deutsche Museumslandschaft insgesamt. Ich freue mich sehr, dass dieses wiederentdeckte Werk nun dauerhaft öffentlich zugänglich ist.“

Auch die anderen Gäste betonten die mit dem Erwerb verbundene Bedeutung: „Die Rückführung des Gemäldes an einen historisch authentischen Ort verlief Dank der Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten vorbildlich und ohne Dissens“, hob Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, hervor.

Auch Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung freute sich: „Dass ein solches Bild im Kunsthandel auftaucht, ist überaus selten – wir freuen uns, dass wir hier unterstützen konnten.“ Für die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz dankte der kommissarische Direktor, Prof. Dr. Harald Meller, allen Beteiligten sehr herzlich für die Unterstützung: „Das Gruppenbildnis stärkt den hohen Rang der Sammlung der Kulturstiftung.“

Bedeutung für die Kulturstiftung

Für die Kulturstiftung ist das reizvolle Gruppenporträt der niederländischen Statthalter-Kinder von besonders großem Interesse: Es bereichert die Sammlung der Stiftung, die einen der größten Gemäldebestände des Hauses Oranien-Nassau in Deutschland und damit ein wichtiges Zeugnis des niederländisch-deutschen Kulturtransfers um 1700 bewahrt, präsentiert und erschließt, um ein weiteres Spitzenstück.

Künftig wird das bedeutende Gemälde im Festsaal des Schlosses Oranienbaum präsentiert – gemeinsam mit anderen Bildnissen der oranischen Dynastie, zu denen erfreulicherweise auch weitere Bildnisse der Statthalterfamilie von der Hand Gerrit van Honthorsts gehören, wie etwa ein Porträt der Amalie von Solms (der Mutter der Kinder) als Diana.

Der Zeitpunkt für die Rückkehr des Gemäldes an einen solch authentischen Ort könnte günstiger nicht sein: In diesem Jahr wird das 350. Jubiläum der Umbenennung des Ortes Nischwitz in Oranienbaum gefeiert. Das lange verschollen geglaubte Gemälde zeigt den 1626 geborenen Wilhelm II. von Nassau-Oranien und seine drei jüngeren Schwestern Louise Henriette, Isabella Charlotte und Albertine Agnes.

Das vom Künstler auf 1635 datierte Bild ist ein einzigartiges Zeugnis höfischer Kunst- und Kulturgeschichte am Statthalterhof des Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau und der kunstsinnigen Amalia von Solms, Prinzessin von Oranien und Mutter der späteren Fürstin Henriette Catharina von Anhalt-Dessau (1637–1708). Zugleich ist es ein schönes Beispiel für den innovativen Porträtstil des aus Utrecht stammenden Hofmalers, dessen Bilder die Zeitgenossen durch Leichtigkeit in Darstellung wie Farbauftrag begeisterten.

Noch bis 1937 war das Gemälde im Dessauer Residenzschloss nachweisbar, dann verliert sich seine Spur in den Kriegswirren. Jetzt tauchte das lange verschollene Gemälde auf dem Kunstmarkt bei Sotheby’s auf – eine große Überraschung. Weil die Erbengemeinschaft von Anhalt in der von Sotheby‘s vermittelten gütlichen Einigung auf Ansprüche auf das Gemälde verzichtete und die Vorbesitzer Bereitschaft zu einem Verkauf an eine öffentlich-rechtliche Stiftung zeigten, war der Weg für einen Ankauf durch die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz bereitet.

Das Gemälde kann ab sofort zu den Öffnungszeiten im Schloss Oranienbaum bewundert werden.

Bild: Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff bei der Präsentation des neuerworbenen Bildes im Schloss Oranienbaum. Foto: Janin Müller

Von Redaktion