Montag, 08.12.2025

Wittenberg (wg). Körperliche oder sexuelle Gewalt gehört vielerorts zur alltäglichen Erfahrung von Frauen. Am 25. November machen die Vereinten Nationen mit dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ weltweit auf diesen Missstand aufmerksam. Im Frauenhaus Wittenberg finden betroffene Frauen und Kinder einen Schutzplatz. Rund um die Uhr steht der Bereitschaftsdienst unter der 0177/602 02 80 des Frauenhauses bei Fragen oder Aufnahme zur Verfügung. Um gemeinsam ins Gespräch zu kommen und zu informieren, sind die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wittenberg am 25. November 2024 von 10 bis 13 Uhr in der Coswiger Straße 31, vor dem Quartiersbüro des AWO Kreisverbandes Wittenberg e.V.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benennt Gewalt als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen. Neben körperlicher und sexueller Gewalt haben auch psychische und emotionale Gewalt gravierende Folgen. Viele Frauen, die Gewalt erleben, haben danach Schwierigkeiten, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Sie leiden unter Depressionen, vereinsamen, verarmen – emotional und materiell. Häufig hat die Gewalt generationenübergreifende Auswirkungen auf die ganze Familie. In Deutschland, das sich bei der Anzahl von gewalttätigen Übergriffen auf Frauen im europäischen Vergleich im Mittelfeld befindet, werden rund 35 Prozent der Frauen nach ihrem 15. Lebensjahr irgendwann Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt.

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Weltweit ist die Form der sogenannten häuslichen Gewalt gegen Frauen am meisten verbreitet – also zwischen Personen die in einer familiären oder partnerschaftlichen Beziehung zusammenwohnen. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat im November 2024 das „Bundeslagebild 2023 – Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass in Deutschland fast jeden Tag eine Frau oder ein Mädchen aufgrund ihres Geschlechts ermordet wird. In 2023 kam es zu 360 Morden an Frauen und 578 versuchten Taten. Damit sind die Zahlen erneut auf einem Höchststand. Die Täter sind in erster Linie (Ex-)Partner oder Familienmitglieder.

Im selben Jahr haben insgesamt 180.715 Frauen häusliche Gewalt erlebt. Gleichzeitig verweist das BKA auf die hohe Dunkelziffer, da sich die Opfer häufig nicht an die Polizei wenden. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 5,6 Prozent – und zu 2019 sogar um 17,1 Prozent. Innerhalb häuslicher Gewalt kommt es am häufigsten zu Partnerschaftsgewalt. 132.966 Frauen wurden 2023 von ihren Partnern oder Ex-Partnern bedroht, ihrer Freiheit beraubt, gestalkt, verletzt, sexuell genötigt, zur Prostitution gezwungen, vergewaltigt oder gar ermordet.

Im gleichen Zeitraum waren auch 34.899 Männer davon betroffen. In 2023 waren somit etwa 79 Prozent der statistisch erfassten Opfer von Partnerschaftsgewalt weiblich. Die verbreitetsten Straftaten waren einfache Körperverletzung (100.848 Frauen), gefolgt von Bedrohung, Stalking und Nötigung (47.437 Frauen), gefährliche Körperverletzung (17.722 Frauen) sowie Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff (4.689 Frauen).

Häusliche Gewalt betrifft in Deutschland Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten und Milieus. Eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2013 betont, dass „auch Frauen in mittleren und hohen Bildungs- und Sozialschichten in einem viel höheren Maß Opfer von Gewalt [werden], als dies bislang bekannt war“. Die Gewalt trete dabei häufig in Trennungssituationen auf.

Von Redaktion