Donnerstag, 18.12.2025

Dessau/Wittenberg (md). „Das Jahr 2022 war von der wirtschaftlichen Erholung nach den beiden Pandemie-Jahren und den Auswirkungen durch den Ukrainekrieg geprägt, dennoch hat sich der Arbeitsmarkt im Laufe des Jahres stabil gehalten, ein Einbruch blieb aus“, resümiert Birgit Ruhland, Chefin der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt Ost. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf sei moderat gewesen und aufgrund der Betreuung der aus der Ukraine geflüchteten Arbeitslosen vorwiegend in den Jobcentern sichtbar geworden.

„Drei Megatrends werden die künftige Entwicklung des Arbeitsmarkts prägen: Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischer Wandel“, betont Ruhland. „Infolge dessen gilt es einerseits die weitere Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt voranzubringen und andererseits als Dienstleister am Arbeitsmarkt die aktuellen Herausforderungen der Transformation der Arbeitswelt zu meistern, die durch die Corona-Krise weiter beschleunigt wurden – Beispiele sind das Homeoffice und der Onlinehandel.“ Auch die Umsetzung des Bürgergeldes und die Fachkräftezuwanderung sowie die Bereiche der Weiterbildung und Qualifizierung gelte es zu meistern. Diese Herausforderungen könnten nur gemeinsam mit den Akteuren und Netzwerkpartnern gestaltet werden.

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Rückblick Arbeitsmarkt 2022:

Die Unternehmen halten an ihren Fach- und Arbeitskräften fest. Im Jahresdurchschnitt 2022 haben sich vier Prozent weniger arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote lag 2022 bei 6,9 Prozent und damit unter der des Landes Sachsen-Anhalt (7,1 Prozent). Im Juni 2022 waren 132.923 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im Vergleich zu Juni 2021 stieg die Anzahl um 181 Männer und Frauen (plus 0,1 Prozent). 71 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gehen in Vollzeit arbeiten und 29 Prozent sind teilzeitbeschäftigt.

Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 12.308 Frauen und Männer im Agenturbezirk von Arbeitslosigkeit betroffen, das waren 518 Personen weniger als im Jahresdurchschnitt 2021. Fast 29,7 Prozent der Arbeitslosen sind der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zuzuordnen und 70,3 Prozent dem Bereich der Grundsicherung (SGB II). Aufgrund der Betreuung der Ukrainerinnen und Ukrainer stieg die Anzahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung.

Die Jugendarbeitslosigkeit blieb zum Vorjahr annähernd unverändert. Durchschnittlich waren 1.140 junge Menschen ohne Beschäftigung, elf junge Erwachsene weniger als ein Jahr zuvor. Der Übergang von der Ausbildung ins Arbeitsleben ist gerade für Jugendliche, die noch am Beginn ihres Erwerbslebens stehen, entscheidend für ihr weiteres (Erwerbs-) Leben.

Im Jahr 2022 waren über 3.500 Personen aller Arbeitslosen 55 Jahre und älter, dies entsprach einem Anteil von 29,1 Prozent. In 2021 lag der Anteil an lebensälteren Arbeitslosen ebenfalls bei 29,1 Prozent (3.737 Männer und Frauen). Um den Fachkräftebedarf zu sichern, gilt es, auch älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine Chance des Wiedereinstiegs in das Erwerbsleben zu geben und ihre Berufs- und Lebenserfahrung zu nutzen.

Im Jahresdurchschnitt 2022 waren es 572 weniger Bedarfsgemeinschaften als im Jahr 2021. Damit sank die Anzahl der von Grundsicherung abhängigen Familien auf 15.524 Bedarfsgemeinschaften. Auch die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten hat im Jahresvergleich abgenommen: Waren 2021 noch 19.927 Frauen und Männer in Leistungen der Grundsicherung, waren es 2022 noch 19.319 Personen, was einem Minus von drei Prozent entspricht.

Arbeitskräftenachfrage auf hohem Niveau:

Der Zugang an offenen Stellen stieg im Vergleich zum Jahr 2021 um 543 Stellen auf 9.588 (plus sechs Prozent). Der Bestand an offenen Stellen hat sich im Jahresdurchschnitt erhöht. Waren 2021 noch 3.068 offene Stellen im Bestand, waren es 2022 bereits 3.891 Stellen. Hier wird deutlich, dass das Angebot an Arbeitskräften nicht immer mit der Nachfrage übereinstimmt. Beispielhaft zeigt das der hohe Anteil der Langzeitarbeitslosen (fast 40 Prozent), deren einmal erworbene Qualifikationen nicht mehr dem heutigen Anforderungsprofil entspricht.

Ausblick auf die Herausforderungen:

„Sorge bereitet die immer schwieriger werdende Suche nach Fachkräften, die die Wirtschaft bereits jetzt vor ernste Herausforderungen stellt. Um den Bedarf an Fach- und Arbeitskräften zu decken, ist es unsere gemeinsame Herausforderung, möglichst allen arbeitsuchenden Menschen Perspektiven zu geben, egal ob langzeitarbeitslos, schwerbehinderten oder älter – und unsere vorhandenen Potenziale zu nutzen, z.B. durch die Ausweitung von Mini-Jobs in Teil- oder Vollzeitarbeit“, erklärt Ruhland.

Im Jahr 2023 wird die Aus- und Weiterbildung als Strategie zur Bewältigung des Fachkräftemangels noch wichtiger. „Die Arbeitsagentur kann Unternehmen und Mitarbeiter fördern und Weiterbildungskosten übernehmen. Damit können innerbetriebliche Aufstiegsketten gebildet werden, die letzten Endes auch eine Beschäftigungschance für einen langzeitarbeitslosen Bewerber eröffnen. Um den Personalbedarf auch in Zukunft decken zu können, kann die gezielte Fachkräfteeinwanderung neben dem verfügbaren inländischen Arbeitskräftepotential eine Chance darstellen“, so Ruhland.

Bild: Birgit Ruhland, Chefin der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt Ost. Foto: Agentur für Arbeit

Von Redaktion