Sonntag, 14.12.2025
Junge Frau tropft ein flüssiges Medikament, Hustensaft, Erkältungssaft, Magentropfen, auf einen Löffel.

Wittenberg (md). Die Antibiotika-Verordnungen in Sachsen-Anhalt sind 2022 wieder leicht gestiegen, nachdem sie seit 2018 stetig gesunken waren. Das zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Dennoch gehört das Bundesland zu den Ländern mit den wenigsten Verordnungen je 1.000 Versicherte. Einen wichtigen Grund dafür sieht die AOK darin, dass Ärzte Antibiotika-Verschreibungen genauer abwägen. Dabei hilft der CRP-Schnelltest, den die Kasse seit 2018 für ihre Versicherten bezahlt. Der Test zeigt Ärzten, ob eine Erkrankung von Bakterien verursacht wurde und Antibiotika überhaupt sinnvoll sind.

Im Jahr 2022 wurden in Sachsen-Anhalt insgesamt 680.000 Verordnungen von Antibiotika zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abgerechnet. Der Abwärtstrend der letzten Jahre ist damit vorerst vorbei – 2020 wurden 610.000 Verordnungen abgerechnet, 2021 waren es 570.000. Dennoch liegen die Zahlen immer noch 11 Prozent unter dem Wert von 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie.

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CPR-Schnelltest

Grundsätzlich steht Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich aber gut da. Nach Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern hat das Bundesland mit 152 Antibiotika-Verordnungen je 1.000 GKV-Versicherte im Jahr 2022 den niedrigsten Wert. „Nach der anhaltenden Diskussion um zu hohe Antibiotika-Verordnungen wägen Ärzte noch genauer ab, ob sie diese Mittel verordnen sollten. Nutzen sie für ihre Entscheidung einen CRP-Schnelltest, erhalten sie schnell Klarheit über die Ursache des Infekts. Nur mit ein paar Tropfen Blut erhält der Arzt in wenigen Minuten einen Hinweis, ob ein Infekt bakteriell verursacht ist“, sagt Kay Nitschke, Leiter ärztliche Versorgung bei der AOK Sachsen-Anhalt.

Rund 105.000 mal wurde der Schnelltest von März 2018 bis zum Ende des 2. Quartals Quartal 2023 von Haus- und Fachärzten bei Versicherten der AOK Sachsen-Anhalt eingesetzt. Im Ergebnis haben die Ärzte bei fast 60 Prozent der Getesteten, also in rund 63.000 Fällen, auf eine Antibiotika-Verordnung verzichtet. Das ist noch mal eine Steigerung zum ersten Jahr der Einführung: Ende 2018 lag der Wert noch bei rund 54 Prozent. Nach Ansicht der AOK Sachsen-Anhalt verdeutlichen die Zahlen den Nutzen des Schnelltests.

Anteil von Reserveantibiotika sinkt

Die AOK appelliert grundsätzlich an alle Ärzte, den CRP-Test häufiger einzusetzen, um auf diese Weise Antibiotika noch umsichtiger zu verschreiben. Denn insbesondere der Anteil der verordneten Reserveantibiotika ist nach wie vor zu hoch. Laut Zahlen des WIdO entfielen 2022 rund 50 Prozent der Antibiotikaverordnungen auf Reserveantibiotika und damit deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt mit 42 Prozent. Der Anteil liegt damit auf ähnlichem Niveau wie in den „Corona-Jahren“ 2020 und 2021.

Reserveantibiotika werden bei Infektionen mit Bakterien eingesetzt, die gegen die gängigen Antibiotika resistent sind. Sie sollten deshalb nur Mittel der zweiten Wahl darstellen. „Trotz des grundsätzlich positiven Trends werden Reserveantibiotika mit einem Anteil von 50 Prozent immer noch zu oft verordnet. Je sorgloser sie verordnet werden, desto resistenter werden Bakterien gegen Antibiotika. Die einstigen Wunderwaffen gegen Infektionskrankheiten werden durch ihren starken Einsatz sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tierhaltung zunehmend stumpfer“, erklärt Nitschke. Sie sollten deshalb den Leitlinien entsprechend nur im Bedarfsfall bei schweren bakteriellen Erkrankungen eingesetzt werden.

Bild: Reserveantibiotika werden bei Infektionen mit Bakterien eingesetzt, die gegen die gängigen Antibiotika resistent sind. Foto: AOK Medienservice

Von Redaktion