Mittwoch, 15.10.2025

Wittenberg (md). Zum nächsten Abendvortrag innerhalb der Reihe „Vorträge aus der Forschung“ der Stiftung Leucorea wird am Dienstag, dem 2. Juli 2024, 19.30 Uhr, in das Auditorium maximum der Stiftung herzlich eingeladen. Der Abend steht unter dem Titel „Ach Europa. Zur Aktualität von Novalis‘ literarischer Europa-Vision“. Der Eintritt ist frei.

Nicht erst seit der jüngsten EU-Wahl ist Europa vor allem ein Gegenstand von Klagen. Angesichts der vielfältigen Krisen der letzten Jahre bis hin zum Ukraine-Krieg und ob der immer wieder aufbrechenden Uneinigkeit der europäischen Staaten in zentralen politischen Fragen scheint eine positive Zukunftsperspektive hier kaum nahezuliegen. Gleichwohl war Europa gerade in schwierigen Zeiten ein häufig beschworenes Sehnsuchtsziel, was in der Literatur vielfachen Ausdruck gefunden hat.

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Ein besonders prominentes Beispiel stammt aus der Feder des frühromantischen Dichters und Denkers Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis, der heute unter dem Namen „Die Christenheit oder Europa“ bekannt ist, aber ursprünglich wohl einfach nur „Europa“ hieß. Auf diesen 1799 verfassten Text geht Karl Tetzlaff in seinem Vortrag ein. Er zeigt zunächst auf, wie Novalis, der einst an der Leucorea studierte, mit poetisch-religiösen Mitteln ein Vertrauen in die (guten) Möglichkeiten Europas zu wecken versuchte.

Inwiefern dieser Versuch geglückt ist, kommt dann exemplarisch anhand der Rezeption von Novalis Text auf einem Flugblatt der Widerstandsbewegung „Die weiße Rose“ zur Darstellung. An der Wirkungsgeschichte von Novalis Europa-Text lässt sich aber zugleich verdeutlichen, dass eine religiös-poetische Verklärung politischer Ideen als eine ambivalente Angelegenheit bezeichnet werden muss. Dafür steht ein kleiner Seitenblick auf eine bis in die jüngste Zeit feststellbare Novalis-Begeisterung im Bereich der extremen Rechten. Schließlich wird vor diesem Hintergrund nach der Aktualität von Novalis‘ Europa-Vision gefragt.

Der Referent, Dr. Karl Tetzlaff, ist Geschäftsführer der Stiftung Leucorea. Er studierte Evangelische Theologie in Berlin, Prag und Halle. 2022 wurde er mit einer Arbeit zur Theorie sozialer Anerkennung in Halle promoviert. Die Erforschung der Romantik gehört zu Karl Tetzlaffs Arbeitsschwerpunkten.

Bild: Dr. Karl Tetzlaff ist Geschäftsführer der Stiftung Leucorea. Foto: Wolfgang Gorsboth

Von Redaktion