Freitag, 24.10.2025

Wittenberg (wg). Der Alaris Schmetterlingspark Wittenberg, der am 22. August 1998 seine Pforten öffnete, ist mit seinen rund 1.000 Quadratmetern der zweitgrößte in Deutschland, aber wohl der einzige, der regelmäßig Kleinkunst auf der Brett’l-Bühne in der großzügigen Cafeteria anbietet. Am vergangenen Samstagabend wurde mit vielen Gästen der 25. Geburtstag gefeiert, auch Besuch aus Uslar gab es.

„Wir haben mit dem Ensemble des zum Mitteldeutschen Landestheaters gehörenden Brett’l-Keller 1995 in Uslar ein Gastspiel gegeben und das dortige Schmetterlingshaus besichtigt“, erinnert sich Georg Kersten Liebold, von Hause aus Opernsänger, der an der Mehrspartenbühne aber auch im Kabarett eingesetzt wurde. Zustande kam das Gastspiel durch das Ehepaar Monika und Horst Johanning. „Meine Frau hat Wurzeln in Wittenberg und so besuchten wir zu Silvester den Brett’l-Keller und waren begeistert“, erinnert sich Horst Johanning, der auch dafür verantwortlich zeichnet, dass das Ehepaar Hildegard und Peter Hain 1994 in Uslar das Alaris Haus der Schmetterlinge eröffnete.

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Schon damals stand die einige Jahre später vollzogene Schließung des Wittenberger Theaters auf der Tagesordnung, Liebold wollte nicht tatenlos zusehen, bis er entlassen wird und suchte und fand eine neue Perspektive: „Ich habe mich bewusst für das Alaris-Konzept von Uslar entschieden, weil man dort auf Naturnähe setzt und auf Kauf-Schmetterlinge verzichtet.“

Das Betreiber-Ehepaar der Anlage in Uslar war bereit, das Know-how zur Verfügung zu stellen, es wurde eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen, woraus sich eine tolle Freundschaft entwickelt hat. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, die Entscheidung damals war richtig und nach 25 Jahren macht die Arbeit immer noch sehr viel Freude“, resümiert Liebold.

Knapp 1,7 Millionen D-Mark hatte Liebold investiert, 40 Prozent wurden über GA-Mittel Ost gefördert. 35.000 bis 40.000 zahlende Besucher verzeichnet der Wittenberger Schmetterlingspark pro Jahr, viele kommen aus den Ballungszentren Berlin/Potsdam und Leipzig/Halle sowie aus ganz Deutschland. Im Lauf der vergangenen 25 Jahren hat die Artenvielfalt erheblich zugenommen, wobei ein Großteil der Insekten hier vor Ort gezüchtet wird. Importierte Schmetterlinge werden ausschließlich von zertifizieren Vertragspartnern bezogen, die sich dem Naturschutz verpflichtet haben.

Mit bis zu 32 Zentimetern Flügelspanne sind die Weibchen des Atlas-Seidenspinners die größten, mit zwei bis vier Zentimetern die kleinsten sind Passionsfalter und Glasflügler. Einige Schmetterlinge haben es sogar zu Filmruhm gebracht, so in der deutschen Komödie „SMS für Dich“ oder die Krimi-Fernsehserie „Lotte Jäger“. Die Lebensdauer der tropischen Falter ist recht kurz, deshalb schlüpfen jeden Tag neue. Nicht nur die farbenprächtigen Falter, sondern auch alle Entwicklungsstadien vom Ei über Raupe und Puppe können im Wittenberger Schmetterlingspark beobachtet werden.

Jeden Monat bietet sich ein anderes Artenspektrum und mithin ein anderes Bild, wozu auch die sich stetig wandelnde Vegetation mit Orchideen, Bromelien, verschiedenen Arten Hibiskus, Palmen, Bananenstauden und vielen anderen exotischen Pflanzen beiträgt. Bewirtschaftet wird dieses (sub-)tropische Paradies ohne jeglichen Einsatz von Gift: Die empfindlichen Schmetterlinge würden als erste eingehen, deshalb werden Ameisen von Wachteln vertilgt und Marienkäfer gegen Blattläuse eingesetzt.

Weder Netze noch Glas trennen Menschen und Schmetterling voneinander, und wenn sich der Besucher in der üppigen Pflanzenwelt bewegt, kann es ihm passieren, dass ein Falter sich auf die mit einer großen Blüte verwechselten bunten Kleidung setzt. „Schmetterlinge betrachten den Menschen nicht als Feind und flattern deshalb zutraulich auf ihn zu, nur anfassen sollte man diese filigranen Tiere nicht“, sagt Liebold.

Der Opernsänger mit dem Faible für Kleinkunst stand parallel auf der Bühne des bis 2004 im Schlossensemble untergebrachten und von Carola Bläss zehn Jahre lang geleiteten Brett’l-Kellers. Doch dann wurden die Amtshäuser zur Jugendherberge umgebaut, die Kleinkunst musste sich ein neues Domizil suchen und fand dieses in der großzügig angelegten Cafeteria des Schmetterlingsparks. „Durch die Kleinkunst bin ich zu den Schmetterlingen gekommen, nun fand das Kabarett im Tropenparadies seine Heimat“, beschreibt der oberste Hüter der Falter, wie eine ungewöhnliche Entwicklung zu einem glücklichen Abschluss kam.

Bild: Zum 25. Geburtstag gab es Besuch aus Uslar: Monika und Horst Johanning sowie Tochter Christina, die seit 2019 mit ihrem Mann den Alaris Schmetterlingspark in Uslar führt, rechts im Bild Georg Kersten Liebold. Foto: Wolfgang Gorsboth

Von Redaktion